AL14CR31

AS (2014) CR 31
Provisorische Ausgabe

SITZUNGSPERIODE 2014

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(4. Teil)

BERICHT

31. Sitzung

Dienstag, 30. September 2014, 15.30 Uhr

Stefan SCHENNACH, Österreich, SOC
(Dok. 13596)

Danke, Frau Präsidentin!

Es ist mir ein großes Bedürfnis, Frau Saïdi für ihren ausgezeichneten Bericht zu danken, auch im Namen meiner Fraktion und in meiner Eigenschaft als einer der fünf Vorsitzenden der Union für das Mittelmeer, der ich seit vielen Jahren angehöre. Sie haben mit diesem Bericht genau den Punkt getroffen.

Vor etwa 35 Jahren habe ich ein Interview mit Nawal el-Saadawi geführt, jener einer ägyptischen Feministin und früheren kurzzeitigen Gesundheitsministerin, die mit ihrem Buch „Tschador“ Frauen im arabischen Raum aufrüttelte. Und vor etwa anderthalb Jahren führte ich ein Interview mit einer jungen Feministin und Politikerin aus Marokko, eine Perspektive über den Arabischen Frühling.

Zwischen diesen beiden Gesprächen liegen viele Jahre und mehrere Revolutionen. Ganz egal, wo Revolutionen stattgefunden haben oder stattfinden, ob in Nicaragua, Simbabwe oder Ägypten – Revolutionen fressen zuerst immer die Frauen.

Frauen, die einen entscheidenden Beitrag zu einer Änderung eines Systems geleistet haben, verlieren nach den Revolutionen ihre Positionen und sind nicht mehr erwünscht. Ganz schrecklich ist das z.B. in Simbabwe, aber auch in Nicaragua ausgegangen. Die Verlierer sind immer die Frauen.

Doch in der arabischen Revolution ist, wie Frau Saïdi ganz richtig schreibt, etwas anders. Das zeigt sich am Beispiel Tunesien: Hier gab es schon vor der Revolution eine starke Frauenbewegung und selbstbewusste Frauen. Eine Kollegin im Vorsitz ist eine tunesische Rechtsanwältin – eine starke, positive Persönlichkeit.

Aber die marokkanische Feministin hat gesagt, mit dem Arabischen Frühling und der Revolution werden die Frauen über die nächsten zehn Jahre Rechte einbüßen. In Tunesien gibt es kein islamisches Familienrecht, in Marokko kann man zwischen religiöser und staatlicher Gerichtsbarkeit wählen, ganz verloren aber haben die Frauen in Ägypten. Was wir brauchen, um etwa im Familienrecht eine Gleichstellung zu erwirken, ist eine europäische Solidarität der Frauen.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass die größten Verlierer die Frauen und  Mädchen unter den syrischen Flüchtlingen sind. Da werden junge Mädchen ab dem Alter von 11 oder 12 Jahren zu tausenden für drei- oder vierwöchige Ehen „verheiratet“. Hier handelt es sich um einen abscheulichen Frauen- und Kinderhandel, der in alle umliegenden Länder geht. Dagegen können wir nur gemeinsam angehen, in einer Allianz zwischen europäischen Frauen und Männern mit arabischen Frauen und Männern.

Danke.

 

Gisela WURM, Österreich, SOC
(Dok. 13596)

Danke, Frau Präsidentin!

Frau Berichterstatterin,

sehr geehrte Damen und Herren!

Dieser Bericht hat für uns im Ausschuss und darüber hinaus einen dreifachen Nutzen gebracht.

Der Dialog mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem südlichen Mittelmeerraum war äußerst fruchtbringend. Ich erinnere mich mit Freuden an einen Besuch in der marokkanischen Hauptstadt Rabat, wo wir die verschiedenen Kolleginnen im marokkanischen Parlament kennenlernen durften.

Der gegenseitige Austausch war sehr wichtig, zudem konnten wir die Istanbul Konvention vorstellen und die unterschiedlichen Verfassungen kennenlernen. Auch der Blick auf die Gesetzgebung war wichtig. Wir konnten die marokkanische Verfassung genau studieren – der Beitrag der Venedig-Kommission. Auch war eine Expertin zu diesem Thema vor Ort.

In den Verfassungen von Marokko und Tunesien ist die Gleichstellung der Geschlechter festgeschrieben. Das nächste Ziel, um das es uns zu gehen hat, ist nun die Implementierung, damit die Frauen nicht die Verliererinnen von Demokratisierungsprozessen sind. Wir müssen untersuchen, auf welche Weise wir die unterschiedlichen Frauenbewegungen unterstützen können, damit eine echte Demokratisierung stattfindet. Hier haben wir die Pflicht, den Dialog weiterzuführen.

In diesem Sinne bedanke ich mich nochmals bei unserer Berichterstatterin, die eine großartige Kollegin war. Es tut mir sehr leid, dass sie ihre Kompetenzen nicht mehr hier bei uns einbringen kann. aber es wird wohl noch viele Gelegenheiten geben, ihre Ideen, die immer etwas mit Gleichstellung und Gerechtigkeit zu tun hatten, in unterschiedlichen Bereichen zum Ausdruck zu bringen.

Herzlichen Dank.

 

Doris FIALA, Sitzungsvorsitzende
(Dok. 13596)

Und ich danke Ihnen, geschätzte Gisela Wurm aus Österreich, für Ihre engagierten Worte. (Weiter auf Französisch)

 

Elisabeth SCHNEIDER-SCHNEITER, Schweiz, EPP/CD / PPE/DC
(Dok. 13585 und 13590)

Herr Präsident,

geschätzte Kolleginnen und Kollegen!

Eine gute Berufsbildung ist der Königsweg, um dem Fachkräftemangel und der Jugendarbeitslosigkeit zu begegnen. Deshalb freue ich mich über diesen Bericht und bedanke mich dafür.

Die Berufsbildung hat in der Schweiz einen sehr hohen Stellenwert und funktioniert! Gestatten Sie mir, sie Ihnen in 3 Minuten vorzustellen. Sie ist die bedeutendste Erstausbildung – sozusagen der Königsweg in die Arbeits- und Erwachsenenwelt. Sie vermittelt zwei Dritteln der Jugendlichen eine solide berufliche Grundlage, ist Basis für lebenslanges Lernen und öffnet eine Vielzahl von Berufsperspektiven.

Die Ausbildung erfolgt primär praxisbezogen in den Betrieben und wird ergänzt durch den Besuch der Berufsfachschule. Ausbildungsplätze in rund 250 Lehrberufen stehen zur Auswahl. Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist dabei ein zentrales Kriterium. Die Betriebe bilden freiwillig aus, weil sie damit ihren eigenen Nachwuchs an Fachkräften sichern.

Die Ausbildungen orientieren sich an tatsächlich nachgefragten Qualifikationen und an den zur Verfügung stehenden Arbeitsplätzen. Ausgebildet wird, wo Bedarf auf dem Arbeitsmarkt besteht. Dank dieses engen Bezugs zum Arbeitsmarkt weist unser Land im internationalen Vergleich eine sehr niedrige Jugendarbeitslosigkeitsquote auf.

Die Durchlässigkeit ist ein weiteres Merkmal. Auf allen Stufen stehen klar definierte Bildungsangebote zur Auswahl. Wer mit einer beruflichen Grundausbildung, einer Berufslehre beginnt, der hat Gewissheit, dass attraktive Karrierewege auf sie oder ihn warten. Mit einer Berufsmaturität hat man Zugang zu den Fachhochschulen auf Tertiärstufe. Mit einer Zusatzprüfung ist der Weg an die Universitäten offen. Besonders attraktiv ist bei uns auch die höhere Berufsbildung. Sie vermittelt ebenfalls auf Tertiärstufe praxisbezogen das Know-how für Fach- und Führungskräfte.

Die Politik, die Wirtschaft und die Sozialpartner befinden sich in einem permanenten Dialog über die erfolgreiche Weiterentwicklung der Berufsbildung.

Die Berufsbildung ist ein wesentlicher Pfeiler der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz. Fachkräfte mit praxisorientiertem Hintergrund, die ihre Karriere mit einer beruflichen Grundbildung begonnen haben, sorgen dafür, dass Innovationen markttauglich und umsetzbar sind.

Die Berufsbildung hat aber auch einen wichtigen Stellenwert bei der Integration der Jugendlichen in den Arbeitsmarkt.

Die Berufsbildung ist ein Erfolgsmodell. Unser Land ist gerne bereit, mit anderen Ländern den Erfahrungsaustausch zu pflegen, im Sinne einer Bildung für eine bessere Welt.

Besten Dank.

 

Gvozden Srećko FLEGO, Sitzungsvorsitzender
(Dok. 13585 und 13590)

Haben Sie vielen Dank, Frau Schneider-Schneiter.