AL12CR14      

AS (2012) CR 14
Provisorische Ausgabe

SITZUNGSPERIODE 2012

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(2. Teil)

BERICHT

14. SITZUNG

Mittwoch, 25. April 2012, 10.00 Uhr

REDEBEITRÄGE AUF DEUTSCH

Maximilian REIMANN, Schweiz, ALDE / ADLE

(Dok. 12889 und Add., Dok. 12891)

Herr Vorsitzender,

geschätzte Kolleginnen und Kollegen!

Die beiden uns vorgelegten Berichte enthalten äußerst wertvolle Aspekte zur Verbesserung der Ethik und der Fairness im Sport, das möchte ich eingangs ganz klar festgehalten haben.

Mit einem Aspekt des Berichts Rochebloine bin ich allerdings nicht ganz glücklich, nämlich seiner Kritik einzig an die Adresse des Weltfußballverbandes FIFA. Dieser Teil ist mir zu einseitig ausgefallen.

Nun möge mir aber niemand unterstellen, dass ich, da ich ja aus der Schweiz komme, Beziehungen zur FIFA hätte und hier vielleicht gar ein Gefälligkeits-Gutachten zugunsten meines Landsmanns und FIFA-Präsidenten Josef Blatter abgäbe. Dem ist keineswegs so.

Auch ich kritisiere die FIFA, wo es angeht, wie etwa die höchst umstrittene Vergabe der WM-Endrunde 2018 nach Russland und diejenige von 2022 nach Katar, die Intransparenz im Finanzwesen, oder die – allerdings schon einige Jahre zurückliegenden – nebulösen Machenschaften der FIFA-Partnerin ISL rund um den Sportrechtehandel.

Der Bericht Rochebloine setzt leider einzig die FIFA auf die Anklagebank. Ich werde deshalb den Verdacht nicht los, dass dieser Teil die Handschrift des britischen Investigationsjournalisten Andrew Jennings trägt, der mit der FIFA noch offene Rechnungen zu begleichen hat, und im Europarat nun offenbar eine willkommene Basis dazu gefunden hat.

Zudem befasst sich der Bericht ausführlich mit der inneren Organisation der FIFA, mit ihren Kommissionen, der Dauer der Präsidialzeit, dem Wahlprozedere usw. Da muss ich mich fragen, ob das die Aufgabe des Europarates ist, der sich bekanntlich ja auf seine Kernthemen konzentrieren möchte.

Und wenn schon die FIFA kritisiert wird, warum wird nicht auch die Ethik rund um das Olympische Komitee angesprochen? Auch da ist die Vergebungspraxis der Spiele weitgehend intransparent. Immerhin figuriert das IOC noch mit drei Sätzen im Bericht (Ziffer 106). Doch zu anderen Weltverbänden, wie etwa der UCI (Radsport) oder der FIA (Automobilverband), die ethisch ebenso hart in der öffentlichen Kritik stehen, fällt kein Wort.

Schließlich noch eine Bemerkung zum Gaststaat der FIFA, der Schweiz. Natürlich freut es mich, dass so viele internationale Sportverbände ihren Sitz in der Schweiz haben. Nun aber der Schweiz vorschreiben zu wollen, wie sie diese Verbände zu beaufsichtigen oder zu besteuern habe, das geht zu weit!

Wir sind ein souveräner Staat und z.B. eben daran, die Privatbestechung als Offizialdelikt ins Strafrecht aufzunehmen, mit Wirkung also auch auf die internationalen Sportfunktionäre. Aber glauben Sie ja nicht, unser Strafrecht werde je erreichen können, dass ein südamerikanisches FIFA-Mitglied oder ein afrikanischer IOC-Delegierter nicht mehr bestochen werden kann, von wem auch immer in Europa oder in Asien! Man gebe sich also nicht unnötigen Illusionen hin.

Ich danke Ihnen.