AL13CR24

AS (2013) CR 24

 

Provisorische Ausgabe

SITZUNGSPERIODE 2013

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(3. Teil)

BERICHT

24. SITZUNG

Mittwoch, 26. Juni 2013, 15.30 Uhr

REDEBEITRÄGE AUF DEUTSCH

Stefan SCHENNACH, Österreich, SOC

(Dok. 13215)

Danke sehr, Herr Präsident!

Auch ich möchte im Namen meiner Fraktion, der Sozialdemokraten, der Berichterstatterin für diese vorzügliche Arbeit danken. Der vorliegende Bericht legt den Finger in verschiedene Wunden unserer Gesellschaft.

Natürlich bin ich von den letzten Worten meines Vorredners, meines an sich sehr geschätzten Kollegen, Herrn Ghiletchi, etwas erschüttert.

Die Berichterstatterin verwies auf Nazideutschland; ich könnte z.B. auf Indien verweisen: Der Sohn der ermordeten Premierministerin Gandhi hat ganze Dörfer militärisch umstellen und die Frauen in Wagen zwangssterilisieren lassen, wobei viele ums Leben kamen.

Auch von meinem Land möchte ich frei sprechen: Bei uns in Österreich war es bis in die neunziger Jahre Praxis, geistig behinderte junge Mädchen, sobald sie in Kontakt mit einem Krankenhaus kamen, automatisch zwangszusterilisieren - eine erschreckende Praxis, denn sie ist gleichzusetzen mit Gewalt, Missbrauch, Folter und Nötigung.

Jeder Mensch, egal ob gesund oder geistig oder körperlich behindert, hat das Recht auf Würde und die Unversehrtheit seiner Person.

Am Anfang dieser Debatte wurde über Sexualstraftäter gesprochen. Als Sozialpädagoge kann ich sagen, dass nur 1 bis 3% der Sexualstraftäter abnorm sind. Das Problem der Sexualstraftäter liegt nicht zwischen den Beinen, sondern im Kopf. Wenn jemand kastriert wird, ist er daher nach wie vor abnorm und kann Menschen nötigen und verletzen.

Besonders wichtig ist bei diesem Thema auch die Frage der Transgender-Personen. In Europa neigen wir dazu, gleich bei der Geburt jedem Kind das eine oder andere Geschlecht zuzuweisen, selbst wenn es zwischengeschlechtlich ist. Der Zwang, innerhalb der ersten Wochen und Monate operativ ein Geschlecht herbeizuführen, ist letztlich auch eine Verletzung der körperlichen Integrität; es gibt nicht unbedingt nur die eine oder die andere Möglichkeit.

Wir sind uns alle einig, dass die Beschneidung von jungen Frauen und Mädchen abzulehnen ist. Im Ausschuss diskutieren wir aber auch über die Beschneidung von Knaben. Auch hier geht es um die körperliche Integrität.

Ich war bei allen Anhörungen von Opfern, die vor dem Ausschuss über ihr Schicksal berichteten, anwesend. Ich hatte sehr großen Respekt vor ihnen. Dieser beeindruckende Bericht nimmt einem Thema, dem sich unsere europäische Gesellschaft stellen muss, den Mantel des Schweigens.

Trotz der Worte meines Vorredners hoffe ich, dass dieser Bericht eine deutliche und klare Mehrheit bekommt und nicht durch Amendments in eine falsche Richtung gebracht wird.