AL16CR32

AS (2016) CR 32
Provisorische Ausgabe

SITZUNGSPERIODE 2016

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(4. Teil)

BERICHT

32. Sitzung

Mittwoch, 12. Oktober 2016, 10.00 Uhr

Thomas FEIST, Deutschland, EPP/CD / PPE/DC
(Dok. 14127)

Vielen Dank Herr Präsident!

Ich möchte mich im Namen meiner Fraktion bei der Berichterstatterin Carmen Quintanilla sehr herzlich bedanken.

Der Sport ist ein sehr wichtiges Thema und wir haben im Ausschuss für Kultur, Medien und Sport darüber diskutiert, wie wir noch mehr dafür tun können, jungen Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, an sportlichen Aktivitäten teilzunehmen.
Ich freue mich als Vertreter meiner Fraktion und als Leipziger hier sprechen zu dürfen, denn die Sportstadt Leipzig bietet sehr viele Beispiele aus der näheren Umgebung, wo genau das, was im Report steht ganz aktuell umgesetzt wird.

Ich möchte auf ein paar Punkte eingehen.

Erstens: Man muss sportliche Aktivitäten derart unterstützen, dass wir denjenigen, die als ehrenamtliche Trainerinnen und Trainer tätig sind, mehr als bisher zur Seite stehen.

In diesem Punkt sind wir uns einig: Ohne den Breitensport gäbe es auch keinen Spitzensport. Deshalb müssen wir in diesem Bereich sehr viel tun.

Ein zweiter Punkt wurde im Bericht angesprochen. Dabei geht es um interkulturelle Verständigung. Das ist meines Erachtens gerade für uns hier in der parlamentarischen Versammlung des Europarates ein sehr wichtiges Thema.

Wir bieten in meiner Heimatstadt Leipzig zum Beispiel einen internationalen Trainerkurs an, der es jungen Menschen aus der ganzen Welt ermöglicht, sich sportlich weiterzubilden, aber auch die Kultur des Landes und die Menschen vor Ort kennenzulernen. Lernt man Menschen im Sport kennen, kann man Klischees ablegen, die man von anderen Ländern oder Kulturen hat, denn hier geht es um konkrete Personen mit einem Namen, die gemeinsam etwas tun. Deshalb ist es besonders wichtig, dass wir im Bereich des Sports aktiv werden.

Ein anderer Bereich wurde ebenfalls von Ihnen im Bericht angesprochen: Auf der ganzen Welt existieren Migrationsbewegungen auch in den Ländern des Europarates. So haben wir beispielsweise in meiner Stadt, in einem von Plattenbauten geprägten Stadtteil – in Leipzig Grünau – eine Mannschaft, die als Straßenfußballmannschaft angefangen hat. Ihr Name ist programmatisch und lautet FC United. Mittlerweile besteht sie aus 50 Kindern und Jugendlichen aus 20 Ländern.

Es geht nicht nur um den Sport, sondern es geht auch um praktische Dinge, wie das Erlernen der deutschen Sprache, die Organisation von Nachhilfe für den Unterricht und die Vermittlung von Lehrstellen. Deswegen ist der Sport ein sehr gutes Instrument und es ist wichtig, dass wir in diesem Bericht aufzeigen, wo noch Handlungsbedarf in diesem Bereich besteht.

Ich möchte noch auf einen letzten Punkt eingehen. Im Bericht wurden die Paralympics angesprochen. Wenn man sich überlegt, dass vier Athleten beim 1500 m Lauf schneller waren als bei den Olympischen Spielen, dann zeigt dies, dass es nicht um Behinderungen geht, sondern auch um besondere Talente.

Es ist wichtig, dass der IOC – ich freue mich, dass sein Präsident Herr Bach heute anwesend ist – die Paralympischen Spiele besonders im Auge behält und fördert.
Sport frei!

Elisabeth SCHNEIDER-SCHNEITER, Schweiz, EPP/CD / PPE/DC
(Dok. 14127)

Herr Vorsitzender!

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sport für alle – wir nennen ihn in der Schweiz Breitensport – vermittelt grundlegende Werte des gesellschaftlichen Miteinanders und Zusammenlebens: Toleranz, Respekt, Kameradschaft, Fairness und Hilfsbereitschaft, das Akzeptieren und Einhalten von Regeln, Leistungsbereitschaft sind für eine funktionierende Gemeinschaft Voraussetzung.

Rassismus, Sexismus, Homophobie und andere Diskriminierungsformen haben im Sport nichts zu suchen und müssen mit allen möglichen Mitteln bekämpft werden.

Deshalb begrüße ich diesen Bericht und danke der Verfasserin für ihre gute Arbeit.

Es ist absolut richtig, dass Diskriminierung im Sport einem breiten Publikum bewusstgemacht werden muss und das alle Akteurinnen und Akteure in der Sportwelt zum Handeln gegen Rassismus und andere Diskriminierungsformen aufgefordert werden müssen.

Es freut mich zu hören, dass das IOC wie viele andere internationale Sportverbände den Handlungsbedarf erkannt hat und wichtige Reformprozesse eingeleitet wurden. Übrigens arbeitet auch die in diesem Saal immer wieder scharf gerügte FIFA intensiv am Thema „Sport für alle“ und ich denke, dass die FIFA insbesondere bezüglich Frauenförderung im Fußball und der Rassismusbekämpfung hier als Beispiel für best practice in der Sportentwicklung angeführt werden kann.

Natürlich würden wir uns freuen, wenn die Frauenförderung in den Führungsgremien dieser internationalen Sportverbände ihren Niederschlag finden würde. Gern hätte ich Herrn Bach noch gefragt, was er von einer Kampagne „Women for presidence“ halten würde.

Es scheint mir aber wichtig, den Fokus nicht nur auf die Profiligen zu legen, sondern auch im Amateur- und Juniorenbereich aktiv zu werden, denn Breitensport findet vor allem in Vereinen auf Ebene der Kommunen statt.

In Vereinen lernen die Menschen, mit Integration und Partizipation umzugehen. In Vereinen durchlaufen weitere Bevölkerungskreise eine Art funktionale Demokratisierung, indem sich Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters und beiderlei Geschlechts am Sport beteiligen. Immer mehr nehmen dadurch auch Menschen mit unterschiedlicher Zuwanderungs- oder Migrationsgeschichte Einfluss auf Inhalte, Formen und Qualität des Sports.

Wir können nicht unterstützen, dass Frauen nicht an Sportveranstaltungen oder am Schwimm- bzw. Sportunterricht teilnehmen sowie gewisse Sportarten nicht ausüben dürfen.

Sport kennt keine Religionen, schon gar keine, welche fundamentalistisch ausgeübt werden. Im Sport können alle eine Stimme haben.

Mit der Unterstützung der Anliegen dieses Entwurfes wird auf einzigartige Art und Weise Demokratie gefördert und in einem demokratischen System sind Brücken zur Gleichstellung und Integration einfacher zu bauen.

Besten Dank.

Kerstin RADOMSKI, Deutschland, PPE/DC / EPP/CD
(Dok. 14127)

Sehr geehrter Herr Präsident!

Sehr geehrte Damen und Herren!

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wie im Bericht der Kollegin Quintanilla und von meinen Vorrednern zurecht ausgeführt, dient Sport als Plattform für die Vermittlung allgemeiner Werte des freiheitlichen Gemeinwesens wie Fairplay, Respekt, Teamfähigkeit und der Umgang mit Niederlagen.

Länderübergreifende Sportgroßveranstaltungen fördern Weltoffenheit und Toleranz unter den Kulturen und stiften Frieden und Identität in der Gemeinschaft.

Herr Bach hat gerade ausgeführt, dass „Sport die Kraft hat, Menschen zusammen zu bringen.“ Es ist aber festzustellen, dass viele Menschen vom Sport nicht mehr erreicht werden.

Im Kindesalter ist parallel zur erwachsenen Bevölkerung, ein Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Status und der sportlichen Aktivität zu beobachten. Besonders angesichts des zunehmenden Konsums digitaler Angebote unter Kindern und Jugendlichen muss die Förderung körperlicher Aktivitäten auch politische Beachtung finden.

Deutschland zählt im internationalen Vergleich zu den führenden Sportnationen und bringt seine Erfahrungen auch sportpolitisch international ein. Es gibt Erfolgsprojekte, die die Bundesregierung in Bezug auf den Breitensport betätigt.

Die mit Abstand größte sportliche Veranstaltung der Bundesrepublik Deutschland sind die Bundesjugendspiele, an denen jährlich etwa 5 Mio. Kinder und Jugendliche teilnehmen. Die Wettkampf-Übungen werden so ausgewählt, dass auch Kinder und Jugendliche mit Behinderung sich daran beteiligen können. Die Bundesjugendspiele sind im Schulsport verankert, sodass alle Kinder vom 6. Lebensjahr an daran teilnehmen können.

In Deutschland sind rund 91.000 Sportvereine flächendeckend verbreitet und für fast alle Menschen in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld erreichbar. Diese Sportvereine werden auch tatsächlich unterstützt, durch die Dachorganisation des deutschen Sports, den DOSB, mit dem Programm „Integration durch Sport“. In diesem Rahmen werden unter Einsatz beträchtlicher finanzieller Mittel besonders Mädchen und Frauen, Personen im mittleren Erwachsenenalter und Ältere sowie sozial Benachteiligte gefördert und den Sportvereinen die Möglichkeit gegeben, Programme aufzulegen, um diese Menschen zu erreichen.

Unserem Gesellschaftssystem liegt ein soziales und gerechtes Wertesystem zugrunde. Deshalb müssen sich die Regierungen der europäischen Länder weiterhin dafür einsetzen, den Zugang zu Sport gleichermaßen für alle Menschen zu öffnen und zu garantieren.

Ich danke Ihnen für Ihren Antrag.

Rainer GOPP, Liechtenstein, ALDE / ADLE
(Dok. 14127)

Herr Vorsitzender!

Werte Kolleginnen und Kollegen!

Sport ist gesund und wirkt präventiv. Sport und Vereine fördern das Ehrenamt und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sport ist verbindend, integrationsfördernd und wirkt gesellig.

In Sportvereinen wird in vielen Ländern kein Unterschied gemacht, welche Nationalität oder welche kulturelle oder ethische Herkunft jemand hat. Dass Korrektiv der Gesellschaft würde gerade bei uns wohl rasch funktionieren, wenn dem entgegengehandelt würde.

Der Sport leistet einen präventiven Beitrag zu psychischer und körperlicher Gesundheit und fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl. Leistungssport in jungen Jahren kann eine Schule fürs Leben sein, insbesondere für spätere berufliche Herausforderungen. Er lehrt, diszipliniert und fleißig zu sein, nicht so schnell aufzugeben bzw. ein gewisses Engagement an den Tag zu legen.

In vielen ärmeren Ländern stellt der Leistungssport eine Motivation dar, um ein besseres Leben für sich und seine Familie zu erreichen.

Ich unterstütze die Forderungen des Entschließungsentwurfes, dass gerade die Verbände die Aufgabe haben, den gleichberechtigten Zugang zum Sport auch in jenen Ländern zu fördern und einzufordern, in denen er nicht gegeben ist.

Die Rolle des Sports sollte möglichst in vielen Ländern jene wie beispielsweise in Liechtenstein, der Schweiz oder auch Österreich sein und so wie es Kollege Feist für Leipzig darstellte.

Wie von der Berichterstatterin richtig festgestellt, muss in diesem Kontext leider erwähnt werden, dass sich das Ansehen des Leistungssports heutzutage zunehmend verschlechtert. Meines Erachtens tun Verbände wie das IOC zu wenig, um diesem negativen Trend entgegenzuwirken. Korruptionsfälle in oder im Umfeld von Sportverbänden oder auch die Dopingproblematik schaden dem Leistungssport sehr.

Eltern können ihre Kinder heute oft nicht mehr darin bestärken, auf die Karte Leistungssport zu setzen. Wie soll dies auch möglich sein, wenn man weiß, dass es vielerorts ohne Doping wohl nicht bis zur absoluten Spitze reichen wird.

Können die Topathleten einiger betroffener Sportarten für unsere Jugendlichen noch als Idole oder Vorbilder herhalten? Ich denke nicht.

Es ist für mich erstaunlich, dass gerade auch das IOC nicht vehementer in diesem Kontext für eine Veränderung der Sportlandschaft einsteht. Ich würde mir doch ein anderes Vorgehen gegen Länder erwarten, die ihre Sportler nachweislich flächendeckend gedopt haben.

Ich würde verstärkt weltweite Kampagnen erwarten, die bereits junge Menschen öffentlich wirksam dahingehend zu sensibilisieren, was es heißt zu dopen.

Ich spreche aus eigener Erfahrung, wenn ich sage, dass Sport dennoch eine sinnvolle Sache ist, die Menschen auf friedliche Weise verbindet.

Wir müssen dafür sorgen, dass in allen unseren Mitgliedsstaaten die positiven Aspekte des Sports gelebt werden und jeder Zugang zu sportlichen Aktivitäten und Organisationen hat.

Axel E. FISCHER, Deutschland, EPP/CD / PPE/DC
(Dok. 14127)

Vielen Dank Herr Präsident!

Als erstes herzlichen Glückwunsch an die Berichterstatterin zu diesem ausgezeichneten Bericht. Ich finde den Inhalt fantastisch. Ich möchte alles unterstreichen, es ist wirklich toll, was in diesem Ausschuss geleistet wurde.

Ich möchte ein Beispiel bringen, das ich selber regelmäßig erlebe, wenn ich mit meinen Kindern unterwegs bin, die alle Handball spielen. Es ist in der Tat so: Sport sorgt dafür, dass Brücken gebaut werden. Das fängt bei den ganz Kleinen an, wo Jungs und Mädchen gemeinsam in einer Mannschaft spielen. Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit. Da wird nicht ausgegrenzt, offen diskutiert, gespielt, kommt Teamgeist auf, weil man gemeinsam gewinnen will. Da hat man aber auch Respekt vor Gegnern, die besonders gut spielen. Man hat Respekt vor der Art und Weise der Auseinandersetzung und am Schluss – egal, ob man ein Spiel gewonnen oder verloren hat – klatscht man sich noch ab und freut sich, dass man gemeinsam Spaß und Freude hatte.

Das baut Brücken in den ganz jungen Mannschaften zwischen Jungs und Mädchen, das baut aber auch Brücken zwischen Teams, die aus unterschiedlichen Orten kommen. Damit müssen wir, glaube ich, anfangen.

Ich möchte ein zweites, ganz anderes Beispiel bringen: Im deutschen Parlament haben wir Parlamentsmannschaften, zum Beispiel Fußballmannschaften, aber auch andere Teams. Ich erlebe es, wenn die deutsche Bundestagsfußballmannschaft gegen Unternehmen oder andere Teams oder auch gegen eine Gruppe von Behinderten einmal im Jahr spielt. Da wird mit Freude gespielt und es werden ebenfalls Brücken zwischen den Mitspielern gebaut. Selbstverständlich spielen auch Frauen mit, das ist überhaupt keine Frage. Dies zeigt, dass Sport wirklich Brücken baut.

Das zweite Thema, das ich ansprechen möchte ist, dass wir uns außerdem bei der Bundestagsmannschaft auch unter den Fraktionen vertragen. Kolleginnen und Kollegen, die in den Plenardebatten aufeinander losgehen, spielen selbstverständlich gemeinsam. Und wenn wir dann auf Länderspielreise sind und gegen Mannschaften aus Parlamenten anderer Länder spielen, zeigt auch das, wie Brücken gebaut werden können.

Diese Aspekte wollte ich noch einbringen, auch wenn sie nicht im Bericht enthalten sind, da ich sie für wichtige Beispiele halte.

Geht man vom Breitensport weg und sieht in Richtung Spitzensport – hier wurden schon viele Beispiele von Kolleginnen und Kollegen wie die Flüchtlingsmannschaft bei den Olympischen Spielen und andere genannt – zeigt sich, wie wichtig Sport sein kann, wenn man ihn sauber durchführt, wenn man Doping ausschließt und gemeinsam mit einem Ziel Sport betreibt.

Deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist dieser Bericht so fantastisch und es ist gut, wenn wir ihn anschließend annehmen.

Herzlichen Dank.